Gnade ist Teil göttlichen Gesetzes. Ein gnadenloses Gesetz ist ein teuflisches, ein dämonisches Gesetz. Nun ist aber die Schöpfung (All, Kosmos) nicht ein Werk des Teufels, sondern Gottes. Die Gesetze oder Gesetzmässigkeiten die sie bestimmen sind durchdrungen von der Gnade und Liebe Gottes. Dies zu erkennen und nach dieser Erkenntnis zu Leben ist 'Glauben', und diesen 'Glauben' zu finden - oder mehr noch: geschenkt zu erhalten - ist in sich ein 'Beweis' der Existenz von Gnade im Gesetz. Diese Gnade ist Sinn und Ziel des Gesetzes und der Weg zu ihr hin ist gerade im und durch das Gesetz angelegt. Auch wenn wir das biblisch (jüdisch-christlich) betrachten, ist die Erlösung für die Menschheit in Christus von Anfang an bei Gott festgestanden, also Teil seines 'gesetzmässigen Heilsplanes'. Unser umstrittener Paulus beschreibt das bestens in Römer 5. Und er sagt dort auch klar, dass diese Gnade für alle Menschen gilt:
Also: wie der Sündenfall des einen zur Verurteilung aller Menschen führte - so
führt auch das gerechte Tun des Einen alle Menschen zur lebenbringenden
Rechtfertigung. (Röm 5,18)
Alle wurden zu Schuldnern und alle werden 'lebenbringend gerechtfertigt'. Das
ist göttliche, gnadenhafte Gesetzmässigkeit. F.H. Baader, der Autor der
DaBhaR-Bibelübersetzung sagt es deutlich:
"Von der Rettungsherrlichkeit JHWHs soll also nichts geschmälert werden.
Ohne Zweifel wird durch die Lehre, dass Gott, der alle Menschen retten will,
den überwiegenden Teil der Menschen aber nicht retten kann (sein Arm somit zu
deren Rettung zu kurz ist), die Herrlichkeit seines Retternamens entscheidend
verringert. Mehr noch wird durch die Behauptung, dass der überwiegende Teil der
Menschen unwiederbringlich
verloren geht, der Sieg von Golgotha' zu einer Niederlage gemacht, da in
diesem Fall der Satana's den grösseren Erfolg zu verzeichnen hätte."
Und noch deutlicher:
"Durch die Unterschlagung des All-Erbarmens Gottes wird die Lehre
gefördert, dass die von ihm erschaffenen Wesen ohne Aufhören, also ohne Zweck
und Ziel, gequält werden. Im Gegensatz zu der gebotenen Segnung stellt diese
aber eine unübertreffbare Verunglimpfung Gottes und seines Retternamens dar...
Schon aus Lk 8,28-33 ist ersichtlich,
dass mit einer Quälung auch eine Rettung verbunden ist und der Herr sogar
Dämonen in ihrem Bitten erhört. Gott als unaufhörlichen Quäler zu sehen, ist
dämonisch und nicht menschlich. Qual ist gemäss Offb. 12,2 eine Sache der Geburt, die hinterher umso grössere
Freude auslöst; Joh 16,21. Die
Auffassung, dass aus der Finsternis keine Rückkehr ist, ist eine frevlerische; Hiob 15,20/22. Wer Gott zum grausamsten
aller Wesen erklärt, weil er ihm ein sinnloses, ja sogar unaufhörliches
Quälenlassen unterstellt, beweist, dass er einer frevlerischen, dämonischen
Lehre verfallen ist."
Erst seit ich Gott als All-Erbarmer erkenne, ist mir die Dimension der Gnade -
gerade auch durch Gesetz(esbelehrungen) und Sünde(nerfahrungen), wie es Paulus
beschreibt - wirklich fassbar. Solange mein Bild vom Heilsplan Gottes
aufgespalten bleibt in 'Himmel' und 'Hölle', solange ist mein Weltbild
überhaupt und bin auch ich selbst aufgespalten in 'Himmel' und 'Hölle'. Ich
kann in einer solchen Sicht zwar auch Formen von Gnade erleben, jedoch trägt
sie dann immer auch ihr Gegenteil, die 'Gnadenlosigkeit' mit sich. Die Welt ist
dual...
...Gott aber ist Einer. (Gal 3,20b)