24_08

Zeit und Ewigkeit


Das zeitlose Reich Gottes (oder auch Nirvana) ist da: Inwendig in uns und mitten unter uns. Aber auch die Hölle des Zeitlichen (oder Samsara) ist da.

Wenn die Rede ist vom Leben "in der Welt doch nicht von der Welt", dann ist die Frage, von was Leben wir oder woraufhin ausgerichtet leben wir? - was dassselbe ist, denn von unserem Lebensziel her beziehen wir unser Leben. Der Sinn, den wir ihm geben gibt ihm den Sinn. Ist dieses Ziel, ist dieser Sinn ein zeitlicher, dann ist er vergänglich, dadurch schliesslich unbefriedigend und leidverursachend.

Ist der Lebenssinn, das Ziel jedoch zeitlos-ewig, eben das Reich Gottes wie es Jesus lehrte oder Nibbana, wie es Buddha lehrte, dann ist es unvergänglich und leidfrei. Man kann eben nur das nicht verlieren, was wirklich unverlierbar ist, und das ist nur das, was Ungeschaffen ist, denn alles Geschaffene ist vergänglich:

 

Dies aber sage ich, Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben können, auch die Vergänglichkeit nicht die Unvergänglichkeit erbt. (1.Kor 15,50)

 

Wenn wir unser Leben aus Vergänglichem beziehen und den Sinn im Vergänglichen suchen, werden wir ent-täuscht. Wenn wir diese Ent-täuschung zulassen und die not-wendende Erkenntnis gewinnen, dann wenden wir uns ab vom Haften am Zeitlichen und erkennen, dass wir nur dann frei sind, wenn wir nichts mehr verlieren können und dass wir nur dann nichts mehr verlieren können, wenn wir uns an nichts mehr binden, was verloren gehen kann, an nichts Vergängliches eben. Deshalb lehrte Jesus ja sehr klar zu Beginn der Bergpredigt:

 

Trachtet aber zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles (Anm: alles eben, was wir für unser irdisch-zeitliches Leben an Irdisch-Zeitlichem benötigen) hinzugelegt werden. (Mt 6,33)

 

Und Paulus ermahnte:

Trachtet nach dem, was droben, nicht nach dem, was auf Erden ist. (Kol 3,2)

 

Interessanterweise ermöglicht erst diese Unabhängigkeit von der Welt, diese 'Weltüberwindung', ein echtes Anteil nehmendes und mitfühlendes Leben in der Welt. Umso weniger ich mein Leben, meinen Lebenssinn von der Welt beziehe, umso mehr ich mein Leben vom Ewigen her und auf das Ewige hin lebe, desto mehr Leben gewinne ich und fliesst durch mich in die Welt. So leben wir - als Kinder der Ewigkeit - in der Welt, doch nicht von der Welt:


Lied: EWIGKIND