24_08

Buchstabenhörigkeit

  

Wer ist denn unter den Menschen heute das Sprachrohr der Schlange, die 'Errettungs-Bedingungen' predigt? Es ist immer noch dieselbe Spezies, wie sie Jesus angetroffen hatte in seiner Zeit als Mensch auf Erden: Es sind die Frommen, die 'Biblizisten' (sprich: Schriftgelehrten), auch heute noch. Sie sind es, auf die auch heute noch zutrifft, was Jesus vor 2000 Jahren sagte:


Aber wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr das Himmelreich vor den Menschen zuschließet! Ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, die laßt ihr nicht hinein. (Mt 23,13)


Das Kreuz Jesu ist seine Tat (und seither das Symbol) der Gnade und Vergebung Gottes für die ganze Menschheit. Wer daraus heute ein Gesetz macht im Sinne von: "Wehe dem, der Jesus jetzt nicht annimmt!", der hat das Kreuz nicht verstanden. Er hat die Gnade weder wirklich (wirk-sam) ergriffen, noch lässt er sie über seinen Mitmenschen gelten. Jesus sprach Klartext:


Ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Himmelreich eingehen! (Mt 5,20)


In biblizistischer Buchstabenhörigkeit findet sich keine göttliche Gerechtigkeit:

 
Du blinder Pharisäer, reinige zuerst das Inwendige des Bechers und der Schüssel, damit auch das Äußere rein werde! (Mt 23,26)

 

Denn:

 

Das Reich Gottes kommt nicht mit Aufsehen. Man wird nicht sagen: Siehe hier! oder: Siehe dort ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist inwendig in euch. (Lk 17,20-21)


Die Ungerechtigkeit liegt weit weniger im mehr oder weniger sittlichen oder unsittlichen Lebenswandel (damit spreche ich nicht der Unsittlichkeit das Wort!), als vielmehr in der Rechthaberei fundamentalistischer Glaubensüberzeugungen (gleich welcher Religion). Für seine kompromisslose Konfrontation mit den 'Rechtgläubigen' liebe ich Jesus:


Wahrlich, ich sage euch, die Zöllner und die Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr! (Mt 21,31)


Aber ich liebe ihn auch für seine Vergebungsbereitschaft:


Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!  (Lk 23,34)