24_08

Das Unwandelbare

 

Was ist "unwandelbar" (also "Gott")?  Das ist doch die Frage überhaupt. Wir können mit dieser Frage im Herzen und im Geist leben und somit offen sein für das Unwandelbare, für Gott (wenn es erlaubt ist, es hier mal gleichzusetzen). Wer sucht wird finden. Ein Leben unter dieser Frage bleibt dadurch in der Gegenwart dieses 'Gottes', sucht ihn unaufhörlich, hier und jetzt.

Die fixe, dogmatische Antwort auf diese Frage jedoch, führt uns von Ihm weg, von seiner Lebendigkeit und Gegenwärtigkeit. Sie führt uns hinweg von ihm, dem Ungewordenen, Ungeschaffenen, Ewigen, hin zu etwas Starrem, etwas Totem, etwas Gewordenem, Geschaffenem, Zeitlichen, eben zum Sterblichen, zu etwas Wandelbarem: Zu einem Bild und Gleichnis Gottes. 

 

In der Frage liegt die Antwort.

In der Antwort liegt die Frage.

 

Henri J.M. Nouwen[1] fragte im selben Sinn einmal seinen Mentor (Abt John Eudes[2]):

Wenn ich bete, zu wem bete ich dann eigentlich? Wenn ich 'Herr' sage, was meine ich damit?" Und dieser antwortete: "Das ist die Frage, das ist die wichtigste Frage, die man stellen kann... Das führt Sie in die Mitte der Meditation. Findet man da eine Antwort? Ja und nein. Sie werden das in der Meditation selbst finden. Es mag sein, dass Ihnen eines Tages eine Erkenntnis aufblitzt, aber dennoch wird diese Frage bestehen bleiben und sie immer näher zu Gott führen.

Das Leben mit dieser Frage im Herzen ist es, das uns zu Gott, zum Ewigen führt. Im Gegensatz dazu steht das Verhalten, das es nicht aushalten zu können vermeint mit einer Frage zu leben. Es findet irgendeine 'Erkenntnis' und macht ein Dogma, einen fixen Glaubenssatz daraus. Das illustriert sehr schön die mir liebe Geschichte (ich habe sie wohl schon mehrmals erzählt) vom Teufel und seinem Freund, die einen Mann auf der Strasse etwas aufheben sehen. Der Freund fragt den Teufel, was jener dort aufgehoben habe, worauf der Teufel antwortet: "Er hat ein Stückchen Wahrheit gefunden". Der Freund fragt den Teufel, ob dies ihm (dem Teufel) nicht Angst mache, worauf der Teufel meint: "Gar kein Problem für mich, ich werde einfach veranlassen, dass jener ein Glaubensbekenntnis aus dem Gefundenen macht".



[1] Henri Jozef Machiel Nouwen (* 24. Januar 1932 in Nijkerk; † 21. September 1996 in Hilversum) war ein niederländischer römisch-katholischer Priester, Theologe, Psychologe und geistlicher Schriftsteller. Nouwen ist ein international angesehener Schriftsteller geistlicher Literatur. In seinen mehr als 40 Büchern versteht er es, fachwissenschaftliche Kenntnisse mit christlicher Spiritualität zu verbinden. Seine Bücher leben nicht zuletzt von der Widerspiegelung eigener spiritueller Erfahrungen und den daraus gezogenen existentiellen Entscheidungen. Viele seiner Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt. (Wikipedia)

[2] Dom John Eudes Bamberger hat als vierter Abt des Klosters dreissig Jahre lang der Gemeinschaft in diesem Amt gedient. Im August 2001, im Alter von 75 Jahren, ist er entsprechend den Konstitutionen des Ordens zurückgetreten. Nach der Wahl des neuen Abtes begann Dom John Eudes das Leben eines Einsiedlers am Rande eines Waldes auf dem Gelände des Klosters, ungefähr 2 km von den Klostergebäuden entfernt. Dennoch setzt er die gemeinsame Arbeit mit der Kommunität in der Bäckerei und in der Bibliothek fort. Außerdem hält er in regelmäßigen Abständen auch Konferenzen, Homilien und Unterricht. Homilien und manche Konferenzen veröffentlich er im Netzt. Das monastische Leben hat im Abendland ebenso wie im Osten viel zum geistlichen Leben des Christenmenschen beigetragen. Auch heute setzen die Mönche ihre Suche nach der Vereinigung mit Gott fort und wollen mit allen Menschen die Gottesliebe teilen. Person und Leben Jesu Christi sind noch immer eine Quelle des Lebens für alle Menschen. Die monastische Spiritualität hat eine besondere Art und Weise, Ihn und seine Unterweisung vor Augen zu stellen, die neue Türen zum Leben öffnen kann. (Website)