24_08

Vergeben

 

Vergeben kann keineswegs nur ein Mensch der vollkommen 'gut' ist. Sonst wären unsere ganzen gegenseitigen 'Vergebungs- und Versöhnungs-bemühungen' vergeblich. Auch die Bibel spricht hier deutlich:


Denn wenn ihr den Menschen ihre Fehler vergebet, so wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.

(Mt 6,14-15)


Das geht ja sogar noch viel krasser und weiter: Wir finden Vergebung beim himmlischen Vater nur in dem Ausmass, wie  wir den an uns schuldig gewordenen Mitmenschen Vergebung erweisen! Selbstverständlich unterscheidet sich ein hunderprozentiger Mensch wie Jesus von uns Anfängern im Glauben und Menschsein. Jedoch nicht in der Notwendigkeit und Anforderung Vergebung walten zu lassen. Das erwartet der Vater von uns wie von Jesus.

Jesus ist mir und vielen Tausenden und Millionen von Menschen ein leuchtendes Vorbild, das Kraft und Mut gibt, für Wahrheit, Gerechtigkeit, für Liebe und Leben einzustehen und dafür Verspottung, Verachtung, vielleicht sogar Gewalttat und Tod in Kauf zu nehmen. Ein leuchtendes Vorbild gerade auch in der Vergebungsbereitschaft. Weder der Auftritt von Jesus, noch seine Lehre, noch sein Kreuzestod waren überflüssig. Es war sein Leben und sein Weg. Er ist ihn gegangen und er wurde zum Vermächtnis für die Menschheit.

Die Sühneopfertheologie ist allerdings ein anderes Thema. Wer in ihr für sich Frieden findet von Schuld und Sünde, mag sie so wörtlich annehmen. Wenn sie aber angewendet wird, um einen Wahrheitsabsolutheitsanspruch geltend zu machen verbunden mit der Drohung von ewiger Hölle und Verdammnis wenn nicht das Kreuz ganz genauso verstanden und interpretiert wird wie die Kirche - der Klerus (den gibts auch bei den so genannten 'freien' Kirchen...) - es predigt, dann ist etwas faul am Kreuz. Nicht am Kreuzesgeschehen selber, das war was es war und ist als mächtiges Symbol von Liebe und Vergebung und Auferstehung des Lebens in Liebe und Vergebung ein 'Lebensspender' ersten Ranges. Faul ist aber, dieses Vergebungs- und Auferstehungsgeschehen des Lebens zum Gesetz und Gericht zu erheben. Das Kreuz Christi ist definitiv Gnade und nicht Verurteilung. Niemals hätte Jesus vom Kreuz herunter in die Menge geschrien: "Wenn ihr nicht glaubt, dass ich Gott bin, dann fahrt ihr zu Hölle!" Nein, er bat: "Vater, vergib' ihnen..."