Der
Schlüssel liegt nicht im entweder/oder, sondern im sowohl-als-auch. C.G. Jung[1]
sprach von der Vereinigung der Gegensätze. Weltsucht ist kein heilsamer Weg.
Weltflucht auch nicht. Der Buddha lehrte den 'Mittleren Weg'. Das ist der
schmale Pfad, von dem auch die Bibel spricht. Sucht (Gier) und Flucht (Hass)
sind breite Trampelpfade, um nicht zu sagen vielspurige Autobahnen. Der Weg des
Herzens aber kreuzt sie. Als ein schmaler Pfad. Sehr gefährdet von beiden
Extremen: der Sucht nach Welt und dem Hass auf die Welt. Alle drei
Möglichkeiten finden sich in unserer eigenen Existenz. Wir dürfen frei wählen.
Wobei diese Freiheit den bisherigen Konditionierungen unterworfen ist.
Konditionierungen können aber auch erkannt und überwunden werden. Der Weg mit
Herz - die Liebe - ist die Überwindung der Konditionierungen, ist die
Vereinigung der Gegensätze, ist Weltüberwindung durch Weltzuwendung. Echte
Weltzuwendung und echte menschliche Beziehungen sind umso reifer, je weniger
sie von süchtiger Gier und zerstörerischem Hass geprägt sind.
Was übrigens Religion, Theologie, Frömmigkeit betrifft, so findet sich auch in
der Bibel der Hinweis auf den mittleren Weg:
Sei nicht zu fromm, und übertreib es nicht mit deiner Weisheit! Warum willst du
dich selbst zugrunde richten? Sei aber auch nicht gewissenlos und unvernünftig!
Warum willst du sterben, bevor deine Zeit gekommen ist? Es ist gut, wenn du
ausgewogen bist und die Extreme meidest. Wer Gott gehorcht, der findet den
richtigen Weg. (Prediger 7,16-18)
[1] Carl Gustav Jung (* 26. Juli 1875 in Kesswil; † 6.
Juni 1961 in Küsnacht), meist kurz C. G. Jung, war ein Schweizer Psychiater und
der Begründer der Analytischen Psychologie. Zu erwähnen ist Jungs Bedeutung für
die Entwicklung der Transpersonalen Psychologie, die sich speziell den
spirituellen Erfahrungen des Menschen widmet. (Wikipedia)