Kennst Du das schöne Büchlein "Licht aus der ewigen Morgenröte - Gedanken zur Geburt Jesu" von Rabindranath Tagore[1]. Während vieler Jahre hielt Tagore, der Hindu, in seinem Ashram an Weihnachten eine Ansprache über Jesus. Sehr schöne und wahre Dinge hat er da gesagt, beispielsweise am 25.12.1910 in der Einleitung der Rede:
Lange Zeit verharrten wir ohne jedes Interesse für Jesus, die Grosse Seele. Wir haben uns geweigert, ihn in unser Herz aufzunehmen. Doch dafür sind wir nicht allein verantwortlich. Wir haben Christus kennen gelernt vor allem durch die christlichen Missionare. Und ihre Art, Christ zu sein, hat uns manchmal Christus verdeckt. Bis heute versuchen Christen, unsere religiösen Bräuche zu zerstören. Um uns zu verteidigen, sind wir gezwungen zu kämpfen. Doch wer kämpft, ist nicht weise in seinem Urteil. So haben wir in unserem erbitterten Kampf nicht nur die Christen getroffen, sondern Christus selbst. Doch die Grossen der Menschheit als Feinde zu behandeln ist wie Selbstmord...
Nun müssen wir wie aus einem Schlaf erwachen. Wir müssen erkennen, dass die Wahrheit an unsere Tür klopfte und wir ihr nicht geöffnet haben. Wir müssen zugeben, dass wir sie anhörten, aber nicht zu ihrem reinigenden Wasser gingen und ihr keine Gaben darbrachten. Doch lassen wir unsere Schuld nicht noch grösser werden! Seien wir nicht so überheblich, diese Sünde nicht anzuerkennen!...
Schauen wir auf den, der gekommen ist auf dem Weg der Ewigkeit. Er hat uns eingeladen zu dieser Freiheit, und er ist uns geblieben. Verachten wir ihn nicht, schliessen wir ihn nicht aus! Seien wir nicht töricht, indem wir sagen: Du gehörst nicht zu unserer Religion! Machen wir uns frei von den falschen Bindungen des Hochmuts, und grüssen wir ihn mit gläubigem und demütigem Herzen: Du bist unser Alles, denn durch dich haben wir uns selbst gefunden.
DU BIST DER VOLLENDETE
[1] Rabindranath
Thakur, ältere Schreibweise Rabindranath Tagore (* 7. Mai 1861 in
Kolkata; † 7. August 1941 ebenda), war ein bengalischer Dichter, Philosoph,
Maler, Komponist, Musiker und Brahmo-Samaj-Anhänger, der 1913 den Nobelpreis
für Literatur erhielt und damit der erste asiatische Nobelpreisträger war. Thakur
revolutionierte in einer als „Bengalische Renaissance“ bekannten Zeit die
bengalische Literatur mit Werken wie Ghare baire (dt. Das Heim und die Welt)
oder Gitanjali und erweiterte die bengalische Kunst mit einer Unzahl von
Gedichten, Kurzgeschichten, Briefen, Essays und Bildern. Als engagierter
Kultur- und Sozialreformer sowie Universalgelehrter modernisierte er die Kunst
seiner Heimat durch den gezielten Angriff auf deren strikte Struktur und
klassische Formensprache. Zwei seiner Lieder sind heute die Nationalhymnen von
Bangladesch und Indien: Amar Sonar Bangla
und Jana Gana Mana. Thakur wurde als
Gurudeb bezeichnet, ein Ehrentitel, der sich auf Guru und Deva bezieht. (Wikipedia)